Modus: Fokussiert?

Diese Saison hat mich bisher einiges über meinen Sport und mich selbst gelehrt, mir meine Grenzen aufgezeigt und mich vor immer neue Herausforderungen gestellt. Seit Februar wurde ich bis in den Sommer hinein durch eine Verletzungsserie an regelmäßigem Lauftraining gehindert. Einige Wettkämpfe habe ich vor der Ziellinie beenden müssen, meine Saisonpläne habe ich mehrfach über den Haufen geworfen, werfen müssen. Und eine Langdistanz habe ich derzeit mental als eine zu große Herausforderung angesehen. Aber immer konnte ich mich für neue Ziele motivieren, dachte ich zumindest.

Die Kulisse beim Hamburg Triathlon, meine vielen Freunde und meine Familie an der Strecke und nicht zuletzt schmerzfreies Laufen haben mich glücklich über die Ziellinie meines Heimspiels getragen. Ein Lichtblick also. Es folgte der Liga-Wettkampf in Stuhr. Aber schon beim Start war ich lustlos. Beim Schwimmen habe ich mich schnell bei Gedankenspielen um meine beruflichen Perspektiven ertappt. Fokussierung? Fehlanzeige! Wären wir nicht wieder nur zu dritt am Start gewesen – ich wäre wohl nach dem Schwimmen ausgestiegen. Aber so habe ich mich durch den Wettkampf gekämpft, mit den Gedanken überall nur nicht beim Race. Im Ziel war es gar nicht das Ergebnis, das mich deprimierte sondern vielmehr meine mangelnde Fähigkeit an mich zu glauben, mich auf das Rennen zu fokussieren, an meine Grenzen zu gehen, meine Leistung abzurufen.

Ähnliches Szenario erlebte beim Ligawettkampf in Güstrow. Vorausgegangen war dem Rennen zwar ein fünfwöchiger, harter Trainingsblock, das Rennen habe ich also aus vollem Training absolviert. Aber mein Trainer offenbarte mir nach Analyse meiner Daten: Minutenlang habe ich beim Radfahren die Beine hängen lassen und bin im GA1-Bereich vor mich hin pedaliert. Platt sein ist eine Sache, aber gar nichts investieren eine andere. Ganz nebenbei habe ich dann auch noch „vergessen“ mich auf dem Bike zu verpflegen. Der Einbruch war also regelrecht vorprogrammiert.

Und zum wiederholten Male habe ich mich unglaublich über meine windschatten-fahrenden Mitstreiterinnen aufgeregt um mich damit regelrecht selbst demotiviert. Ok, der Ärger ist sogar irgendwo verständlich, aber es zeigt mir, dass ich überhaupt nicht bei mir, bei meinem Rennen, eben nicht fokussiert bin.

Nächstes Ziel nun: Mitteldistanz in Ratzeburg. In den letzten beiden Jahren habe ich dort gewonnen. Und dieses Jahr? Ich weiß, dass ich es drauf habe, ein gutes Rennen zu machen, aber glaube ich auch im Rennen an mich? Schaffe ich es, mich auf dieses Event zu fokussieren? Schaffe ich es, meine Leistung anzurufen? Ein Start macht in meinen Augen nur Sinn, wenn ich in der Lage bin an meine Grenzen zu gehen. Ansonsten muss ich wohl akzeptieren, dass Wettkämpfe derzeit nicht in meine Lebensphase passen. Denn auch wenn mir das Training wie immer unglaublich viel Spaß bringt, mir viel gibt, und ich mit meinen Leistungen zufrieden bin – für Wettkämpfe gilt derzeit leider Gegenteiliges.

Also, ich bin gespannt, was mir die nächsten elf Tage bis zum Race offenbaren, ich bin gespannt, ob ich starten werde und wenn ich starten werde, ob es die richtige Entscheidung war.

In diesem Sinne: Get focused…!