So geschehen in und um Aix en Provence

Es sollte mein Rennen werden, mein versöhnlicher Saisonabschluss – der Ironman 70.3 in Aix ein Provence. Aber wie es mich diese Saison schon mehrfach lehrte, Kopf und Körper sind (zum Glück) keine Maschinen und manchmal kommt alles anderes als geplant respektive erwartet.

Die Woche vor dem Rennen verlief perfekt. Das Wetter in der Provence traumhaft, meine Gesellschaft erquicklich, der Trainingsumfang gut gewählt. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Eine letzte Koppeleinheit zwei Tage vor dem Race – gespickt mit einigen intensiven Intervallen – hätte nicht besser laufen können. Und so entschwanden wir am Samstag vor dem Rennen aus unserer wunderschönen Behausung inmitten der provenzalischen Weinberge – nach Aix en Provence, dem Wettkampfort.

Voller Zuversicht, hoch motiviert und fokussiert stand ich kurz vor acht an der Startlinie, erpicht darauf abzurufen und zu zeigen, was ich drauf habe. Die Strecke höchst anspruchsvoll, eine Platzierung in den Top drei meiner Altersklasse war mein Ziel, ich avisierte eine Zielzeit um die 5:10 Stunden.

Die Sonne schimmerte über den See als mit dem Startschuss über 1000 Athleten gemeinsam gen Wasser flitzten. Ich brauchte etwas um meinen Rhythmus zu finden, blieb aber von Prügeln verschont und erlebte so ein angenehmes Schwimmen. Auch mit meiner Zeit um die 33 Minuten war ich zufrieden.

Schnell schnappte ich mein Bike und freute mich auf die ersten zehn Kilometer im Flachen, bevor es dann galt vier Berge mit insgesamt 1500 Höhenmetern zu erklimmen. Und was ich da im Flachen erlebte war unglaublich, für mich noch nie so dagewesen: In Pulks von über 100 Teilnehmern flogen wir in Radrenn-Marnier über die Strecke. Ein Einhalten der Windschattenbox war schier unmöglich. Recht frustiert beobachtete ich dieses Treiben, hatte ich mir doch erhofft im Flachen ein wenig Zeit auf andere Teilnehmer gut zu machen.

Bereits auf der ersten Kletterpartie realisierte ich dann mit Erschrecken ungute Begleiter: Magen-Darm-Irritationen. Anfangs nur von leichter Überlkeit geplagt kam ich trotzdem ganz gut über den ersten Berg. Aber schon am zweiten kamen Krämpfe hinzu, die meine Wattzahlen eklatant sinken ließen. Und so entstieg ich meinem Bike und hielt mich einige Minuten ungewollt in der Walachei auf. Danach fühlte ich mich etwas besser, aber so recht Druck bekam ich nicht mehr auf die Pedale. Und vor allem fiel es mir aufgrund der Übelkeit extrem schwer mich adäquat zu verpflegen.

Als dann auf der letzten Abfahrt auch noch meine Bremsen anfingen zu zicken und ich deshalb noch langsamer als vorher den Berg hinunter rollte, kam ein wenig Traurigkeit über die hartnäckig wiederkehrenden Stolpersteine in diesem Wettkampfjahr auf. Aber nichtsdestotrotz erlebte ich zwischendurch auch euphorische Phasen ob dieser wunderschönen Wettkampfstrecke.

Das Laufen war dann leider von Beginn an eine Qual. Die Strecke ein einziges auf und ab, der Untergrund schwierig, da permanent wechselnd und meine Performance? Lausig! Im Grundlagenausdauertempo und mit trotzdem astronomisch hoher Herzfrequenz schleppte ich mich ausgelaugt dahin. Mein Körper lechzte nach Cola und Gehpausen an den Verpflegungsstellen. Wäre Regie nicht gewesen und hätte ich nicht dieses Jahr ohnehin schon den absoluten DNF-Rekord gebrochen, ich hätte wohl aufgegeben. Denn Spaß war das nicht.

Heute nun bin ich zwar traurig, dass ich nicht zeigen konnte, was ich drauf habe, aber auch stolz auf das, was ich geleistet habe. Ich freue mich, dieses Rennen in unglaublich schöner Kulisse erlebt haben zu dürfen. Aber ich freue mich auch nun einen Schlussstrich unter diese verkorste Saison ziehen zu können und sowohl körperlich als auch mental in meine Saisonpause zu gleiten.