Geburtstage sind ja so eine Sache. Mancher liebt die große Sause, anderer präferiert die Abschottung. Und Maike? Wie ein Fähnchen im Winde. Entscheidungsunfähig. Erst liebäugelte ich mit einem Trip nach Madrid samt dortigem Wettkampfspektakel, dann kam mir eine Party in den Sinn. Dann wieder ein Kurztrip in einen Wellnesstempel. Schlussendlich entschied ich mich für die Zwitterlösung: Eine Staffel über die Mitteldistanz am Nach-Geburtstagstag, am Geburtstag selbst Coffeetime in kleiner Freundesrunde in meinem Lieblingsetablissement.
Die Vorfreude auf das Rennen am Sonntag war groß. 90 Kilometer „ballern“, eine schöne Vorstellung nach den vielen Trainingskilometern auf dem Bike. Noch mehr als eigentlich geplant sind es geworden, fiel das Lauftraining doch mal wieder fünf Wochen verletzungsbedingt aus. Mehr Kapazität fürs Rollern also!
Den Geburtstag in großartiger Gesellschaft nachmittags zelebriert und recht kaputt von gewissem Trubel in den letzten Wochen entschwand unsere Truppe aus dem Café. Die Vorfreude auf einen ruhigen Couch-Abend war vorhanden. Aber dann passierte es: Aperol-Sprizz-Gespräche. Der Trainer brachte es auf den Punkt: Athletin Cotterell kann doch nicht wirklich die Couch einer kleinen Sause in feierfreudigem Kreis vorziehen! Lang hat es nicht gedauert, die Überredung!
Und so ging die Feierrei in die nächste Runde, mit schlimmem Ende: Ich hatte arge Probleme den Weg in mein Bett zu finden, die Welt kreiselte um mich herum. Aber immerhin schlief ich fünf Stunden komatös. Die Sachen für das Rennen hatte ich zum Glück schon gepackt. Leicht amüsiert, anfangs auch ein wenig verägert über mich selbst kletterte ich dann am Sonntag morgen in großartiger Gesellschaft ins Auto und wir fuhren gen Hannover.
Dort traf ich mein Team und freute mich über das Wiedersehen und den Support. Allerdings fühlte ich mich bei der Vorstellung ein Rennen zu fahren leicht überfordert. Das Einrollern war dann auch mehr eine Tortur, die Welt drehte sich erneut, gelegentlich zuckten Sterne vor meinen Augen und die Nahrung wollte auch nicht so recht rein. Egal, wer feiern kann, kann auch rasen dachte ich mir. Und so startete ich nach einer großartigen Schwimmleistung von Silke motiviert meinen Part.
Die erste von drei Runden fühlte sich ganz lustig an. Ich hatte Spass und litt nicht so schlimm wie erwartet. Aber dann ging es rapide bergab. Der Wind ärgerte mich immer mehr, ich hatte Hunger und kippte literweise süßes Zeug in mich hinein. Gleichzeitig war mir lausig übel und alles wollte am liebsten wieder raus. Ich fühlte mich leicht dizzy, an der Grenze zur Unterzuckerung. Schade, dass ich kein Geld dabei hatte, ich wäre zu gern für ein Snickers in einer Tankstelle eingekehrt.
Aber so ging es auch ohne weiter im Programm und nach einigen Tiefs und einer Zeit von 2:42 erreichte ich freudig die Wechselzone! Ich war stolz auf mich, nicht gekniffen zu haben, war glücklich über den großartigen Support bei dem ganzen Spektakel. Und später, als ich die Zeiten der anderen Athleten sah, war ich sogar ganz zufrieden mit meiner Leistung.
Birte rannte uns mit einem tollen Halbmarathon dann noch unter die 5-Stunden-Marke. Ich erlebte also einen besonderen, aber sehr schönen Saisoneinstieg. Und nachdem ich die sensationelle Anfeuerung meines neuen Teams, dem Ute Mückel Triathlon Team, erstmals live erleben dürfte, freue ich mich noch ein bisschen mehr dort Mitglied geworden zu sein. Und ich freue mich über eine neue Erfahrung: Ein Rennen kann auch grossen Spass machen, wenn die Vorbereitung aus sportlicher Sicht suboptimal war. Ich bin dankbar dafür, ein sehr schönes Wochenende verlebt und erlebt haben zu dürfen. Und bin gespannt auf weitere neue Erfahrungen in dieser Saison.